[Al-yad al-khadra (Foragers)]
Jumana Manna | Palästinensische Autonomiegebiete 2022
Mit Drohnen werden Menschen in einer kargen Landschaft beobachtet. Sprachfetzen von Nachrichten darüber: Za'atar ist ein Wildkraut, das in Israel vor allem in Galiläa und Jerusalem wächst. Fröhliche Musik, als in einer Fernsehshow gekocht wird: Za'atar ist Nationalstolz, erklärt ein junger Mann. Zionismus und Koexistenz: Za'atar ist Israel. Auch in der palästinensischen Küche sind Za’atar sowie Akkoub als Zutaten sehr beliebt. Manche sind fast besessen davon. Die Gewürze der Grenzkonflikte.
Wenn alles mau aussieht, mögest du Akoub haben
Zwischen den dokumentarischen Fragmenten werden immer wieder Inszenierungen geblendet. Auch Polizeiverhöre, die sich an Originalprotokolle orientieren: Ist es richtig, dass man ihn in Bat Shlomo mit wildem Za'atar erwischt hat? Er weiß doch, dass das nach dem Gesetz illegal ist, sowohl es zu pflücken als auch es zu verkaufen, „aber alle kaufen es, koste es, was es wolle.“ Wer Akkoub bestellt, fühlt sich „als bestelle er Waffen oder Hash.“
Autos fahren zu einer Akkoub-Plantage. Seit 15 Jahren wird es hier angebaut und die israelische Naturschutzbehörde bestraft das illegale Sammeln. Menschen gewöhnen sich schnell an die Umstände – und der Umsatz steigt. Auch in den Kibbuzen Ayelet HaShahar und Aschedot Ja’akov wird im großen Stil verkauft: Akkoub und Za'atar sind sichere Einnahmequellen.
FAZIT
Trotz einer gewissen Länge gibt der Film faszinierende Einblicke in das Thema alter Traditionen, die trotzig versucht werden, aufrechtzuerhalten. Warum viel Geld für Nahrung ausgeben, die vor der eigenen Haustüre wächst? Verbote und Bestrafungen, – die sich nur am Gewinn orientieren und versuchen, Menschen in ihren Freiheiten zu beschneiden, – um aus Jägern und Sammlern ertragreiche Käufer zu generieren –, die hinterfragt werden. Eine intensive Sound-Abmischung trägt dabei wesentlich zur Atmosphäre bei, genauso wie die experimentellen Ansätze in der Gestaltung, die mit einer gewissen Absurdität für True Crime glaubwürdig zugespitzt ist.
«Al-yad al-khadra» (Foragers) lief auf dem Visions du Réel 2022 im Internationaler Wettbewerb für Langfilme, wie auch auf dem DOK Leipzig 2022.
© Tina Waldeck 2022