––––––– Resilienzfilm –––––––



[Der Tod ist ein Arschloch]

Michael Schwarz | Deutschland 2025


Die beiden Angestellten aus dem Bestattungsinstitut schauen sich die Bedingungen des Hauses an: Wie kommen sie hier mit dem Sarg um die Ecken? Dann liegt der Fokus ganz bei der Toten: „So, wir machen uns auf die Reise“, wird ihr gelassen erklärt. „Es kann etwas wackeln.“ Sie selbst möchte ja auch nicht grob angefasst werden, sondern mit Respekt, erklärt die Bestatterin, welche die Frau nun am Bestimmungsort für die Zeremonie dekoriert. Aufgebahrt liegt der Leichnam, mit allen Verfärbungen und Flecken vor ihr. Wie schön sie ist! Begeistert erzählt sie, wie sehr sie ihren Job liebt. Es ist „eine Art der Menschwerdung“. Morbide vielleicht durchaus, aber die Fantasie ist schlimmer als die Realität.

Trauerbegleitung ist nicht nur ein Job

Die Angestellten hier waren ursprünglich alle in ganz unterschiedlichen Bereichen unterwegs: ob vorher aus dem Schauspiel, der Musik, dem Nagelstudio oder der Werbeagentur kommend, sie haben alle gemeinsam, dass ihr jetziger Chef sie für seine Sache begeistern konnte. Denn dieser ist der Dreh- und Angelpunkt, auch von dem Film: Eric Wrede gehört die Bestattungsagentur Lebensnah. Irgendwann hat er sich im Leben die Frage gestellt: Was willst du eigentlich aus dir machen? Was ist dir wichtig? Da hat er ein Interview mit dem Bestatter Fritz Roth gesehen, der ihn menschlich nachhaltig beeindruckt hat. Und er wollte ein zeitgemäßer Bestatter sein: unkonventionell, modern und immer nah an den Menschen und ihren Schicksalen. Mittlerweile ist er zudem Autor und Podcast-Moderator von The End – Der Podcast auf Leben und Tod.


Filmbild aus Der Tod ist ein Arschloch ©Michael Schwarz | Deutschland 2025
Filmbild aus Der Tod ist ein Arschloch ©Michael Schwarz | Deutschland 2025

FAZIT

Nah und unauffällig beobachtet die Kamera, nicht nur, aber auch besonders am Küchentisch: Wenn Gabi, selbst Bestatterin, der Krebsdiagnose nicht mehr ausweichen kann und mit dem Team ihre eigene Beerdigung plant, sind dies die bewegendsten Momente. Zwischen Angst, Trauer und Tränen trotzdem noch lachen zu können – trotz des Wissens, aus dem Leben gerissen zu werden. Wenn Eric Wrede danach wieder im Stuhlkreis zwischen Jugendlichen sitzt und erklärt, dass nur da, wo vorher Liebe gewesen ist, auch Trauer hinkommen kann, – auch wenn das kitschig klingen mag. Und die Jugendlichen ihm vertrauensvoll von ihren Erfahrungen erzählen: Von der Beerdigung der Oma, die nicht wollte, dass die Familie in Schwarz trauern sollte, also alle kunterbunter Kleidungsstücke trugen und Kuchen aßen, ja, das hätte der Oma bestimmt gefallen, findet der Erklärbär, der zuhört, als Hypochonder selbst Angst vor dem Sterben hat und mit dem Film insgesamt einen wunderbaren stabilen und bodenständigen Eindruck hinterlässt.


«Der Tod ist ein Arschloch» lief auf dem Max-Ophüls-Preis 2025 im Bereich Wettbewerb Dokumentarfilm und bekam noch währenddessen das Prädikat "besonders wertvoll" der Deutschen Film- und Medienbewertung verliehen.


© Tina Waldeck 2025