[Des Teufels Bad]

Severin Fiala & Veronika Franz | Deutschland 2024


Triggerwarnung: Depression | Selbstmord

1750 in Österreich. Einleitung: Ein Junge versucht, ein schreiendes Baby zu beruhigen, doch als eine männliche Stimme nach ihm ruft, rennt er in das Haus zurück. Da kommt die Mutter in das Bild, nimmt das Kind und geht in den Wald hinein. An einem Wasserfall legt sie dem kleinen Lebewesen eine Gebetskette um – und wirft es hinunter. Nach dem Donnern des Wassers folgt Totenstille, – während sie durch den Nebel zu einem Gebäude geht, um zu beichten. Musik setzt ein, als die Kamera ihren abgetrennten Kopf zeigt.

Der Wunsch, gehen zu dürfen

1750 in Österreich. Die Haupthandlung: Ein Mädchen flechtet sich einen Kranz und singt dabei. Da wird sie gerufen: Agnes soll sich beeilen, sonst kommt sie noch zu spät zu ihrer eigenen Hochzeit. Sie bekreuzigt sich (Spoiler: zu Recht). Mit ihrer Mutter und dem Bruder schleppt sie die Mitgift quer durch den Wald. Applaus empfängt sie bei ihrer neuen Familie: Der Kranz wird abgenommen und die Schwiegermutter bindet ihr das Tuch einer verheirateten Frau um. Symbolisch bekommt sie eine Puppe überreicht.


Filmbild aus Des Teufels Bad ©Severin Fiala & Veronika Franz | Deutschland 2024
Filmbild aus Des Teufels Bad ©Severin Fiala & Veronika Franz | Deutschland 2024

Sie zieht mit ihrem Mann in eine abgelegene Hütte, wo dieser die Ehe jedoch nie vollziehen wird. Bei den harten Verpflichtungen im Dorf versucht Agnes sich zu integrieren, wird aber weiterhin als Fremde betrachtet und von der Schwiegermutter stetig kritisiert. Alles, was in irgendeiner Art und Weise Schönheit versprechen würde, wie die gepflückten Blumen, die sie in die Küche stellt, wird ins Fegefeuer geworfen und/oder verteufelt. Unverstanden sagt sie immer weniger – wem könnte sie sich in dieser mittelalterlichen Zeit auch mit Eheproblemen anvertrauen? – und steigert sich stattdessen immer tiefer in ihren Glauben und den unerfüllten Kinderwunsch hinein.

FAZIT

Nach der heftigen Einleitung schleicht sich der psychologische Horror langsam in die Zuschauenden ein, die sich zusammen mit Agnes in das Jahr 1750 einfühlen – mit ihr nach Wärme und Glück suchen und nur ein leeres Gefäß aus gruseligen Ritualen sowie liebloser Arbeitswut vorfinden. Nicht nur die junge Frau wird zermürbt, auch das Publikum braucht starke Nerven, denn es bekommt ein "gutes" bzw. authentisches Gefühl für jene Zeit vermittelt. Der Film zeigt zudem hoch ästhetisch, wie die Sprachlosigkeit und das Hineinfressen von Emotionen zu unguten, auch selbstverletzendem Verhalten führen kann. Solange, bis sich die Gefühle entladen, – am Ende mit einer minutenlangen Nahaufnahme, in der sich in einer wortwörtlich wahnsinnig ausdrucksstarken schauspielerischen Leistung von Anja Plaschg gleichzeitig Erleichterung, Freude, Trauer und Verzweiflung auf dem Gesicht der jungen Frau abspielen. 



«Des Teufels Bad» hatte seine Weltpremiere im Wettbewerb der 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2024.


© Tina Waldeck 2024