––––––– Resilienzfilm –––––––



[Rote Sterne überm Feld]

Laura Laabs | Deutschland 2025


Zwei Personen begeben sich aktivistisch in Position. Das Reichstagsgebäude mit Füßen tretend, kassieren sie die Deutschlandfahne ein, – küssen und trennen sich. Die Polizei tritt in Aktion, selbst die Tagesschau berichtet. Die neu gehissten roten Fahnen werden zu einem Staatsakt. Zurück bei den Menschen nimmt Tine die Sturmmaske vom Kopf und fährt mit dem Zug von Berlin in die Kleinstadt. Eine Drohne fliegt über eine grüne Idylle, die noch an das Gute im Leben glauben lässt. Sie nimmt die SIM-Karte aus ihrem Smartphone und wirft sie in den See. Bei ihrem Vater im Haus laufen im ehemaligen Kinderzimmer die Nachrichten: Ist der linke Terror zurück? Die RAF hat, wie auch Tine, eine Geschichte in Bad Kleinen.

Die ungleichen Arten von Heimatbewusstsein

Tine trifft sich mit dem alten Schulfreund, küsst wieder, feiert und bringt sich in das Dorfleben ein. In dieser Integration beginnt sie Jugendliche zu unterrichten und die Blicke zu schärfen: Was ist eigentlich wichtig, was sollte gelehrt werden? Als die Polizei auch hier auftaucht, erschrickt sie, doch es wird nur eine Moorleiche geborgen. Sogleich tritt ein Forschungsteam in Erscheinung und die Untersuchungen des Versunkenen nehmen ihren Lauf: Gibt es eine geheime Verabredung zwischen dem einst Gewesenen und der heutigen Zeit? Was hat es mit den drei Brüdern, die scheinbar alle im Krieg gefallen sind, auf sich? Warum ist Tines Mutter verschwunden? Und warum schleichen Katze und Marder um das Familienhaus?


Filmbild aus Rote Sterne überm Feld © Laura Laabs | Deutschland 2025
Filmbild aus Rote Sterne überm Feld © Laura Laabs | Deutschland 2025

FAZIT

Es ist ein Verweben von Geschichten: der Geschichte um die RAF, um die Geschichte von Goethes Erlkönig, um die Geschichte der DDR, um die Geschichte von Don Quijote. Um Einstellungen, die an die nächste Generation weitergegeben werden. Um die Geschichte von Maus – Die Geschichte eines Überlebenden von Art Spiegelman. Und das alles, ohne dazwischen die eigenständige Handschrift oder einen Funken Selbstironie zu verlieren: In einer Szene können die Personen weit rechts und weit links im Spektrum plötzlich miteinander lachen, über die sogenannte Mitte, die sich parallel schlägt: Eigentlich ist ja die Mitte der Rand der Gesellschaft. So wird eine absurde und zeitgemäße filmische Körperlichkeit erschaffen, die alles kann, ohne zu müssen und ohne Grenzen zu akzeptieren. Im revolutionären Schwanken zwischen menschlicher Nähe und normativem Ausbruch mit der Formel einer ästhetischen Linken, – einer Bezeichnung, die einst von der Filmkritik um die französischen und deutschen Werke von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, Alexander Kluge, Vlado Kristl, – später auch von Edgar Reitz, Wim Wenders, Werner Schroeter und Werner Herzog gebildet wurde – bewegt sich der Film durch und durch selbstverständlich in diesen gewagten Kreisen von avantgardistischen Vorboten.


«Rote Sterne überm Feld» lief auf dem Max-Ophüls-Preis 2025 im Bereich Wettbewerb Spielfilm und konnte dort den Preis der Filmkritik im Bereich Bester Spielfilm für sich gewinnen.


© Tina Waldeck 2025